Ostern 1949

Die Schule verlassen Ostern 1949, 16 Kinder. Erstmalig erfolgt die Schulaufnahme wieder zu Ostern. Es werden 11 Kinder eingeschult. Die Schülerzahl beträgt nach einigen Umschulungen 76 Kinder.

Die 2. Lehrkraft

Frau Mrazek beantragt  ihre Entlassung aus dem Schuldienst und nimmt den Unterricht nicht wieder auf. Die Regierung überträgt die 2. Lehrerstelle an Herrn Lehrer Kurt Degenhardt. Er übernimmt die ersten vier Jahrgänge. Seine Familie kommt aus der Ostzone und bezieht die Wohnung der Frau Mrazek. Es steht nur ein Klassenraum zur Verfügung. Der Stundenplan zeigt folgendes Bild:

  Montag Dienstag Mittwoch Donnerstag Freitag Sonnabend
Vormittag Degenhardt Degenhardt Degenhardt Stein Stein Stein
Nachmittag Stein Stein Stein Degenhardt Degenhardt Degenhardt

Abseits

„Wir sind von der Welt abgeschitten!“ So hört man hier oft reden. Es besteht eine Möglichkeit, mit dem Omnibus, der von Josbach aus fährt, nach Marburg zu gelangen. Dann muss man aber einen Tag vorher bei dem Fahrer in Josbach vorsprechen, ob er so freundlich wäre und mich mitnehmen könnte. Nach Treysa – Ziegenhain besteht keine Fahrgelegenheit. Auch die täglich hier verkehrenden Post ist auf Personenbeförderung nicht eingestellt. Es bleibt dabei: „Kein Klang der aufgeregten Zeit, drang noch in diese Einsamkeit.“

Trachten

Die Frauen über 30 Jahren tragen noch Tracht, die heranwachsende Jugend wird sie in der Truhe lassen. Männer und Burschen ziehen die blassen Leinenkittel nicht mehr an. Die Jugend kleidet sich „städtisch“.

Die alte Linde


Die Urkunden über unser Dorf reichen bis zum Jahre 1251 zurück. Die Linde ist viel älter. In dem Buch von Brohmer über Pflanzen in Lage, Brauchtum und Dichtung wird die Lischeider Linde erwähnt und ihr Alter mit etwa 1000 Jahre angegeben. In Ihrer Jugend erfolgte ein künstlicher Eingriff in die natürliche Lebensweise. Alle Äste mit der Krone wurden seitwärts gelenkt und über ein Gerüst gespannt. Man zimmerte einen Rundgang, der mit den Jahren von einem Blätterdach gekrönt wurde. Die biegsamen Zweige wuchsen zu baumstarken Ästen, die heute schwer und wuchtig auf der starken Balkenlage liegen. Der kurze und umfangreiche Stamm, er hat einen Umfang von .... m, bildet die Mittelsäule dieser einzigartigen Schattenhalle. In den Jahrhunderten sind einige Lehnsessel unter der Wucht der lebensmutigen Arme zusammengebrochen. Dann war aber immer eine besorgte Generation bereit, ein neues Gestühl zu errichten und die saftleeren Hohlräume in dem Stamm und in den Ästen mit Zementspeise auszugießen. So konnte sich die Gemeinde den letzten Zeitgenossen einer wechselvollen Zeitgeschichte erhalten.

Unter der Linde veranstaltete die Jugend die Kirmesfeiern und andere Tanzbelustigungen bis etwa 1925. Auch die Versammlungen der Gemeindeväter fanden unter der Linde statt. Im Schatten der alten Linde besprachen die Gemeindeglieder alle dörflichen Angelegenheiten.