Ostern 1952

8 Knaben und 6 Mädchen verlassen die Schule. Eingeschult werden 4 Knaben. Verzogen sind 3 Kinder. Die Schülerzahl beträgt 60.

Die Fuhrmannkapelle

Inmitten der ersten Siedlungsstätte Kleinrode – wir sprechen heute von Bergseite, findet man die Trümmer einer ehemaligen Fuhrmannskapelle. Sie soll noch vor dem 30 jährigen Krieg zerstört worden sein. Die dicken Wehrmauern sind von dem stacheligen Geäst vieler Schlehenbüsche eingesponnen. Wo einstmals Menschen zur Ehre Gottes Lieder anstimmten, da singen heute viele Vöglein ihren lieblichen Gesang und die Gefiederten finden Schutz, wo einstmals müde Wanderer sich geborgen fühlten. Der unscheinbare Feldweg, der an der Kapellenruine vorbeiführt, war die bedeutende und belebte Straße von Frankfurt(Main) über Marburg nach Kassel. Man sagt, dass diese Straße, weil sie gegenüber dem heutigen Pfarrhaus eine Hohle bildete, von Napoleon verlegt wurde. Die durchziehenden Franzosen sollen mit den Straßen in Schluchten sehr schlechte Erfahrungen gemacht haben. Heute möchte man die durch unser Dorf führende Bundesstraße abermals verlegen. In den Kurven und im Gefälle ereignen sich mancherlei Unglücksfälle. Heute steht wieder eine Kirche an der Straße, sie ist gleichsam der Straße gefolgt. Im Zeichen der donnernden Motoren, der 30t Lastwagen haben die Fuhrleute keine Zeit mehr zur Einkehr.

Das Königsgeld

Lischeid ist wohl zum Dorf aufblühte, weil hier die durchziehenden Kaufleute Vorspann brauchten, um über die Hohe Warte zu kommen. Dabei stellte sich natürlich heraus, dass ihre Vorspanntiere, wohl Ochsen und Pferde, auch mehr Futter benötigten, gutes und reichliches Futter. Darum musste Land gerodet werden, um Hafer anzubauen. Von diesen Fahrochsen berichtet Gilserberg ebenfalls. Sie verdienten den Lischeidern das Geld, indem sie den durchziehenden Frachtwagen Vorspanndienste bis hinauf zu Hohen Warte und zum „Hohe Bühl“ leisteten. Zur Zeit der großen Hessen in Kassel und in Frankfurt folgten sich die Frachtwagen oft in ununterbrochener Reich.

 Landsknechte waren an den Brennpunkten der Kaufmannswege stationiert, die dien Schutz der durchziehenden Kaufleute und ihrer Waren bildeten. So wird es un verständlich, wenn die Fuhrleute gern eine stille Kapelle aufsuchten um zu beten, ehe sie eine gefährliche Gegend betraten. Während ihrer stillen Andacht schirrte draußen der Bauer den Vorspann an. Die berüchtigte Waldstraße über die Hohe Warte zwang den Kaufmann auch zur Eile. Als eine strenge Obrigkeit mit dem Räuberwesen aufräumte, hob sich der Handel. Die fleißigen Lischeider bekamen reichlich mit Vorspann zu tun. Für ihre gute Einnahmequelle sollten sie Königsgeld zahlen. Staatsarchiv Marburg befindet sich ein Dokument über eine nachträgliche Abrechnung von Königsgeld aus dem Jahre 1469.

 Damals hieß unser Dorf Lyscheiit. Von den eigenen Gerichtsbarkeit zeugte ein Halseisen, das unweit der alten Linde an dem Backhaus befestigt war.