Ein heißer Händedruck

Vor langer Jahren fuhr im Spätherbst ein Lischeider Bauersmann Frucht nach Treysa. Er hatte sich dort langer aufgehalten und konnte deshalb erst in vorgerückter Stunde seinen Heimweg antreten.

Zwischen Mengsberg und Lischeid holte ihn ein nächtlicher Wanderer ein, der rief: "Nähmt mich met! Nähmt mich met!" Gleich hielt der Lischeider an und antwortete: "Komm, setz' dich henge of den Wä!" Das tat der Fremde dann auch. Der Bauer merkte aber, dass seine Pferde von diesem Augenblick an ungewöhnlich hart ziehen mussten. Das kam ihm unheimlich vor. Am "Kreuz" angekommen, da wo der "Butterweg" nach Speckswinkel führt und in entgegengesetzter Richtung der Weg nach Itzenhain abzweigt, hatte es der Fahrgast plötzlich eilig, sich zu verabschieden: "So, nun muss ich von Euch scheiden. Nehmt zum Dank die Hand!"

Der Fuhrmann streckte ihm aber anstatt seiner Rechten, den Peitschenstiel entgegen, den der Unbekannte auch ergriff, um dann in der Finsternis zu verschwinden. Wie erschrak aber unser Bauer, als er am anderen Morgen den Peitschenstiel näher betrachtete und feststellte, dass er angekohlt war ...
Joh. H. Schwalm, Hessenland Sept./Okt. 1936