Die Klasse

Die Halbtagsschule zeigt folgendes Bild:
8. Jahrgang 6 Kinder Die oberen 4 Jahrgänge = 30 Kinder
7. Jahrgang 14 Kinder
6. Jahrgang 4 Kinder
5. Jahrgang 6 Kinder
4. Jahrgang 14 Kinder Grundschule = 59 Kinder
3. Jahrgang 8 Kinder
2. Jahrgang 11 Kinder
1. Jahrgang 26 Kinder
    89 Kinder  

 

Die Grundschule ist fast doppelt so stark wie die oberen 4 Jahrgänge.
 
Im Januar 1948 nach den Weihnachtsferien ziehe ich nach Lischeid und übernehme die Schule. Ende Februar übersiedelt meine Familie von Binsförth. Wir teilen den Wohnraum des Schulhauses mit der Familie Mrazek. Herr Stumme hat im Dorf Unterkunft genommen. Es ist tragisch, wie schnell und leicht man vergisst, was ein Lehrer in 30 Jahren der Treue zu einer Gemeinde aufgebaut hat. Aber es ist eine Zeit, in der ein Hausvater nicht mehr in seiner eigenen Familie zu bestimmen hat.

Die Lischeider bereiten uns einen herzlichen Empfang. Die Jahrgänge der Schule erscheinen einzeln unter der umkränzten Schulpforte und überreichen kleine Aufmerksamkeiten. Herr Bürgermeister Heinrich Schütz ist bemüht um ein gutes Verhältnis zwischen Schule – Elternhaus und Gemeinde.

Die Arbeit in der Schule verlangt eine ganze Lehrerpersönlichkeit: „Eine Schule ohne Zucht, ist eine Mühle ohne Wasser.“ (Comerines) Ich bin seit 1913 im Schuldienst, hier erwartet mich die schwerste Arbeit. Es gibt leider einige Kinder, die verwechseln die Arbeitsstätte ihres kindlichen Geistes mit einem Zirkus. Sie wollen mich in die Rolle eines Dompteurs drängen. „Girschi“ wechselt in einer Stunde dreimal seine Bank und grinst mich von seinem neuen Platz herausfordernd an. Das Erziehen und Besinnen zur reinen Menschlichkeit steht an 1. Stelle. Es gibt viele kleine Zuhörer, die von der feinen Lyrik eines Nikolaus Lenau (3 Zigeuner) angesprochen werden.